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Die verwirrenden Vitamin D Werte
Bei kaum einen Vitamin sind die verschiedenen Messgrößen so verwirrend wie im Fall der Vitamin-D-Werte. Nicht nur können verschiedene Größen gemessen werden, es werden auch je nach Labor völlig unterschiedliche Einheiten verwendet. Dieser Artikel soll Klarheit in den Dschungel der Vitamin-D-Werte bringen. Zunächst also die Frage: Was genau wird überhaupt gemessen.
Vitamin-D-Werte: Blutwerte des Vitamin-D-Tests
Das Vitamin D aus der Nahrung wird im Körper in mehreren Schritten umgewandelt, bevor es die eigentlich wirksame Form – das Vitamin-D-Hormon Calcitriol – erreicht. Im Blut können durch einen Vitamin-D-Test tverschiedene Vitamin-D-Werte gemessen werden. Praktisch nie wird dabei das eigentliche Vitamin D gemessen, sondern verschiedene chemische Umwandlungs-Formen. Die beiden wichtigsten Größen sind:
- 25-Hydroxy-Vitamin-D3 (25-OH-D, Cacidiol) = > die Zirkulationsfrom
- 1,25-Dihydroxy-Vitamin-D3 (Calcitriol) => Das Vitamin-D-Hormon
Als relevante Messgröße gilt heute das 25-Hydroxy-Vitamin-D3 und fasst alle Angaben zu Vitamin-D-Werten, die man in Publikationen findet, beziehen sich auf dieses 25-OH-D. Diese Zirkulationsform wird vom Körper nach Bedarf in das Vitamin-D-Hormon umgewandelt und stellt damit eine verlässlichere Größe dar, da sie nicht ständigen Schwankungen unterliegt (1, 2)
Tabelle: Vitamin-D-Werte
Hier die aktuelle Interpretation der Vitamin-D-Werte für 25-OH-D. Leider werden noch immer zwei verschiedene Einheiten verwendet, was für einige Verwirrung sorgen kann. Beim Lesen von Studien oder Büchern ist deshalb immer darauf zu achten, welche Einheit verwendet wird.
Vergleich natürlicher Vitamin-D-Werte
Die oben genannte klinische Interpretation der Vitamin-D-Werte leitet sich aus medizinischen Größen ab. Um einen Vergleich anstellen zu können, wo genau ideale Vitamin-D-Werte anzunehmen sind, wurden verschiedene kulturelle Studien angestellt. Dabei wurden die Vitamin-D-Spiegel ethnischer Gruppen untersucht, die auf eine sehr ursprüngliche Art leben oder ein natürliches Verhältnis zur Sonne haben. Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse:
Gruppe | Vitamin-D-Wert (ng/ml) |
Jugendliche Hawaii (3) | 31 |
Massai (4) | 47 |
Südafrikanische Kinder (5) | 49 |
Farmer Puerto Rico (6) | 54 |
Vor dem Hintergrund dieser Vitamin-D-Werte lässt sich annehmen, das optimale Vitamin-D-Werte zwischen 35 und 50 ng/ml (85 und 125 nmol/l) anzunehmen sind. Mehr Informationen auch im Artikel Vitamin-D-Spiegel.
Vitamin-D-Werte: Gegenstand von Diskussionen
Medizinisch gilt ein Vitamin-D-Mangel bei Werten oberhalb von 20 ng/ml als beseitigt. Viele Forscher bezweifeln dies jedoch. (7, 8) Zwar treten ab diesen Punkt keine akuten Mangelerscheinungen auf, es mehren sich jedoch die Indizien, dass trotzdem eine latenten Unterversorgung besteht, welche schwere langfristige Folgen haben kann. Unter Vitamin-D-Experten gelten deshalb heute Werte unterhalb von 30 ng/ml meist als Unterversorgung.latenter Mangel und erst ab 35 ng/ml wird von einer Beseitigung des Mangels ausgegangen. Ideale Werte liegen entsprechend darüber.
Handlungsbedarf bei verschiedenen Vitamin-D-Werten
Ziel einer Vitamin-D-Therapie sollte also sein, die Vitamin-D-Werte auf mindestens 35 ng/ml zu erhöhen. Dabei sollte je nach wert unterschiedlich vorgegangen werden:
- Vitamin-D-Wert kleiner oder gleich 25 ng/ml Hochdosierte Anfangstherapie + Erhaltungstherapie
- Vitamin-D-Wert größer 25 ng/ml Erhaltungstherapie
Mehr Informationen hierzu im Artikel Vitamin-D-Mangel-Therapie
Weitere Vitamin-D-Werte
Ebenfalls für Verwirrung sorgt mitunter die Einheit in welcher der Vitamin-D-Gehalt von Präparaten oder Lebensmitteln angegeben wird, denn auch hier gibt es zwei verschiedene Einheiten:
- IE = Internationale Einheiten (engl. IU)
- Mikrogramm
Die beiden sind jedoch leicht ineinander umwandelbar:
1 mcg Vitamin D = 40 IE 0,025 mcg Vitamin D = 1 IE Vitamin D
Beispiel: 1000 IE / 40 = 25 µg Vitamin D
Fazit Vitamin-D-Werte
Vitamin-D-Werte erscheinen auf den ersten Blick verwirrend, sind aber recht einfach zu verstehen. Blutwerte unter 20 ng/ml deuten auf einen starken, Werte unter 30 ng/ml auf einen leichten Mangel hin. Ziel sollte sein, die Vitamin-D-Werte stets über 35 ng/ml zu halten. Ideale Werte liegen vermutlich noch höher bei um die 40 ng/ml)
Quellen
- Norman AW. From vitamin D to hormone D: fundamentals of the vitamin D endocrine system essential for good health. Am J Clin Nutr. 2008 Aug;88(2):491S-499S. Review. PubMed PMID: 18689389.
- Anderson, Paul H., et al. Determinants of circulating 1, 25-dihydroxyvitamin D3 levels: the role of renal synthesis and catabolism of vitamin D. The Journal of steroid biochemistry and molecular biology, 2004, 89. Jg., S. 111-113.
- Binkley N, Novotny R, Krueger D, Kawahara T, Daida YG, Lensmeyer G, Hollis BW, Drezner MK. Low vitamin D status despite abundant sun exposure. J Clin Endocrinol Metab. 2007 Jun;92(6):2130-5. Epub 2007 Apr 10. PubMed PMID: 17426097.
- Luxwolda MF , Kuipers RS , Kema IP , Dijck-Brouwer DA , Muskiet FA 2012 Traditionally living populations in East Africa have a mean serum 25-hydroxyvitamin D concentration of 115 nmol/l. Br J Nutr 23:1–5
- Prentice A , Schoenmakers I , Jones KS , Jarjou LMA , Goldberg GR 2010 Vitamin D deficiency and its health consequences in Africa. In: , Holick MF, ed. Vitamin D—physiology, molecular biology and clinical applications. 2nd ed. Totowa, NJ: Humana Press; 26:505–528
- Haddock L, Corcino J, Vazquez MD. 25(OH)D serum levels in the normal Puerto Rican population and in subjects with tropical sprue and parathyroid disease. Puerto Rico Health Sci J 1982;1:85–91.
- Holick MF, Binkley NC, Bischoff-Ferrari HA, Gordon CM, Hanley DA, Heaney RP, Murad MH, Weaver CM; Endocrine Society. Evaluation, treatment, and prevention of vitamin D deficiency: an Endocrine Society clinical practice guideline. J Clin Endocrinol Metab. 2011 Jul;96(7):1911-30. doi: 10.1210/jc.2011-0385. Epub 2011 Jun 6. Erratum in: J Clin Endocrinol Metab. 2011 Dec;96(12):3908.
- Heaney, Robert P.; Holick, Michael F. Why the IOM recommendations for vitamin D are deficient. Journal of Bone and Mineral Research, 2011, 26. Jg., Nr. 3, S. 455-457.