Vitamin-D-Mangel ist statistisch schon länger assoziiert mit einem häufigeren Auftreten von Entzündungen des Zahnfleisches und Parodontose. Eine neue Studie untersuchte nun die Wirkmechanismen und machte dabei einige interessante Entdeckungen.
Für die Studie wurden einerseits Vitamin-D-defizitäre Mäuse mit dem Parodontose-Keim Porphyromonas gingivalis infiziert, andererseits im Zellversuch menschliche Zahnfleisch-Zellen mit demselben Keim infiziert und mit dem aktiven Vitamin-D-Hormon behandelt.
Die Mäuse zeigten erwartungsgemäß starke Zahnfleischentzündungen und einen Verlust von Kieferknochenmasse. Im Zellversuch hemmte Calcitriol das intrazelluläre Wachstum von P. gingivalis. Die Zellen produzierten dabei außerdem die zwei 25-Hydroxylasen (CYP27A1 und CYP2R1) sowie 1-α-Hydroxylase – also jene Vitamin-D-Enzyme, welche die Umwandlung von Vitamin D3 in sowohl die Speicherform 25-OH-D3 als auch das aktive Hormon 1,25-(OH)2-D3 ermöglichen.
Die Forscher trugen dann Vitamin D3 direkt auf das Zahnfleisch der Mäuse auf, um die im Zellversuch beobachteten Effekte in vivo zu überprüfen. Dies führte zu einer raschen Hemmung der IL-1α-Expression, einem prominenten entzündungsfördernden Zytokin und eine rapide Veränderung weiterer Entzündungsmarker.
Die Forscher folgerten:
„Vitamin D erhöht die Aktivität der Zahnfleisch-Epithel-Zellen (GEC) gegen das Eindringen parodontaler Pathogene und hemmt die Entzündungsreaktion sowohl in vitro als auch in vivo. GEC können inaktives Vitamin D in situ in die aktive Form umwandeln, was die Hypothese stützt, dass Vitamin D direkt auf das Zahnfleisch aufgebracht werden kann, um Parodontal-Erkrankungen zu verhindern oder zu behandeln.“
Damit zeigten die Forscher nicht nur, dass sich Parodontose sehr gut am Mausmodell untersuchen lässt, sondern belegten auch die Wirkung von Vitamin D bei Parodontose. Überraschend ist die Erkenntnis, dass Vitamin D3 vermutlich direkt auf das Zahnfleisch aufgetragen werden kann, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Vitamin D könnte damit möglicherweise sogar ein sinnvoller Bestandteil von Zahncremes sein.
Studie
Menzel LP, Ruddick W, Chowdhury MH, et al (2019) Activation of vitamin D in the gingival epithelium and its role in gingival inflammation and alveolar bone loss. J Periodont Res. doi: 10.1111/jre.12646 PMID: 30802957